Über meine Arbeit

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1989 beginne ich mit meinem bis heute ununterbrochenen Projekt des täglichen „Schreibens“. Der Schreibprozess besteht aus einzelnen, zeichenartigen, sich nicht wiederholenden Setzungen. Die Bewegungsspuren sind komplexe Linien einer sich ausdifferenzierenden Bewegungssphäre. Lesen kann man das nicht, jedenfalls nicht im herkömmlichen Sinn. Die Zeichen dieser skripturalen Matrix beschreiben nichts, das außerhalb ihrer eigenen Vibration und Impulsdichte existiert. Es ist nicht Sinn der Chiffren, Informationen zu codieren, ein funktionales Skript oder Symbol zu sein.

In dem Moment, wo man das Schreiben semantisch entkernt, implodiert die Schreibbewegung und die Abwesenheit der Dinge kehrt als eine verdichtete Gegenwart, als eine expandierende Intensität des Augenblicks in die Zeichen selbst zurück. Um die unverstellte Realität der nackten Schreibbewegung geht es. Um ihre inhomogene Dynamik und unbegrenzte Erweiterbarkeit, die in ihrem Möglichkeits- und Beziehungsraum eine strukturell differenzierte Sprache formt. Bei großformatigen Arbeiten werden zeitlich lange Schreibprozesse erfasst.

Die Schreibbewegung kommt auf anderes Terrain, wenn ich grosskolbige medizinische Spritzen und massive Plakatschreibfedern verwende. Die filigrane Bewegungslinie wird zu einem flächig strukturierten Körper, der durch zentrifugale Fliehkräfte opaker Tinten, Geschwindigkeitsunterschiede und abrupte Wechsel der Drehmomente bestimmt ist. Das Skripturale erhält eine malerische Form.